Text: Rt. Reim der Lyrische
Ein Streifzug durch Innsbrucks Kulturgeschichte
Oenipons (heute Innsbruck), ein durch Steinzeitfunde nachgewiesener uralter Siedlungsbereich am Kreuzungspunkt der aus dem Wipptal vom Brenner her fließenden Sill und des aus dem Tiroler Oberland strömenden Inn-Flusses, auf halbem Weg zwischen München und Verona gelegen, war schon seit der Römerzeit eine wirtschaftlich wichtige Nord-Süd-Verbindung. Die Wichtigkeit dieses Verkehrsknotenpunktes über die Alpen führte dazu, dass „Oeni Pontum“ oder „Oeni Pons“ (Brücke über den Inn) bald urkundliche Erwähnung fand und mehr und mehr aufblühte.
Ansicht von Innsbruck, 1495 von Albrecht Dürer
Oenipons war aber nicht nur wichtiger Verkehrsweg und wirtschaftliches Zentrum des westlichen Österreich (damals noch Grafschaft Tirol), sondern wurde im 15. Jahrhundert auch Zentrum der europäischen Politik und Kultur. „Insprucke“ wie die Stadt das erste Mal im Jahre 1187 genannt wurde, erhielt 1239 das Stadtrecht und erlebte in der Folge einen sprunghaften Aufstieg als sie von Kaiser Maximilian I. zur Residenz erwählt wurde, jenem Kaiser (unserem Ehrenschlaraffen Weiskunig), dem Innsbruck auch sein Wahrzeichen, das „Goldene Dachl“ verdankt. Die Einführung eines regelmäßigen Postdienstes zwischen Innsbruck und Mechelen, die Thurn-und-Taxis-Post, und schließlich die Gründung einer Universität sind weitere Höhepunkte dieses wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwunges.
Was Wunder, dass sich auch UHU nach Gründung der Allmutter Praga im 19. Jhd für dieses kulturelle Zentrum zu interessieren begann, sich schließlich hier niederließ und ein neues Reych, unsere Schlaraffia-Oenipontana, ins Leben rief.
Die Gründung unserer Oenipontana und ihre wechselhafte Geschichte sind in unserer Chronik niedergelegt, aus der sich nachlesen lässt, dass es eine Vielzahl von schlaraffischen Burgen gab, bis UHU schließlich sein endgültiges Domizil, unsere Artusburg, fand.
Eine Nachforschung über diese unterschiedlichen UHU-Nester unserer Oenipontana gleicht einer Wanderung durch die Geschichte der Stadt Innsbruck (Oenipons), durch die wir den geschätzten Leser im Folgenden führen wollen: Oenipontanas Burgenchronik erzählt, dass das Reych seit seiner Gründung a.U.22 (profan 1881) insgesamt 18 Burgen durchwandern musste, bis es schließlich zur heutigen, nunmehr endgültigen Heimstatt kam.
Aber nun der Reihe nach:
Begonnen hatte alles im Gasthaus Eck an der Ecke Sillgasse zur Universitätsstraße in einem im ersten Stock befindlichen kleinen Lokal. Hier fanden sich die Gründungschlaraffen zusammen, um ihr Ziel (ein neues Schlaraffenreych in Innsbruck) in die Tat umzusetzen. An diesem ersten Stammtisch, der „Eckburg“ trafen sich die Rt Käsperle von Frankenstein des h.R.Emona, Rt Scribax der Unermüdliche des h.R. Linzia, Rt Carolus der Berückte, Rt Indigo von Terpentin, Rt Mordigall der Geimpfte, Rt Singulf von Adamstal und Rt Gundomar der Federfuchser und gründeten am 7.10.a.U.22 (profan 1881) die Colonie Oenipontana.
Hotel Grauer Bär a.U. 23/24 (1882/1883)
Dieses Uhunest, die „Bärenburg“ währte nur eine Winterung lang.
Diese „Eckburg“ in der Innsbrucker Sillgasse ist inzwischen ein „Running WOK“- Lokal nach fernöstlichem Vorbild geworden. Das Erkerfenster des 1. Stockes dürfte das erste Burgfenster Oenipontanas gewesen sein. Der Name Sillgasse geht im Übrigen auf jenen zweitgrößten tirolischen Wasserlauf zurück, der vom Tuxer Hauptkamm dem Wipptal entlang her kommend in Innsbruck in den Inn mündet.
Bereits ein Jahr später, in der Winterung a.U. 23/24 (profan 1882/1883), übersiedelten diese ersten Oenipontaner in die “Bärenburg”, in das Hotel Grauer Bär in der Universitätsstraße. Der Standort der “Bärenburg” in der Universitätsstraße ist nicht nur der Erinnerung an die Gründung der Leopold-Franzens-Universität gewidmet, sondern weist darauf hin, dass auch noch heute in dieser Straße die Theologische Fakultät der Universität beheimatet ist, deren baulicher Mittelpunkt die Herz-Jesu-Kirche ist.
Denn schon a.U.24 (profan 1883) musste Oenipontana weiterziehen und fand ihr neues Domizil in der „Quell-Wastl-Burg“ am Innrain. Dieser gemütliche Biergarten lud zum Verweilen ein, wie das Archivfoto deutlich zeigt und hier dürften sich unsere Erzschlaraffen auch sehr wohl gefühlt haben.
Biergarten des Quell-Wastl a.U. 24 (1883)
Die „Quell-Wastl-Burg“ war am „Innrain“ gelegen, ein alter Flurname für das einst abfallende Gelände am rechten Innufer (gegenüber dem heutigen Finanzamt). Auf diesem Areal stand zunächst eine kleine Kapelle, die später durch die barocke Johanniskirche ersetzt wurde. Hinter der Kirche gen Westen befand sich das Gastlokal „Bier-Wastl“, (offiziell GH Waschgler).
Doch auch dieses UHU-Nest währte nur kurz.
Noch im selben Jahr wurde das schlaraffische Domizil in die „Löwenburg“ (Gasthaus Goldener Löwe) verlegt. Diese „Löwenburg“ lag an der Ecke Schlossergasse/Seilergasse. Geschichtlich erinnert dieser Standort an die im Mittelalter dort ansässigen Schlosser und Seiler.
Diese Winterung a.U. 24/25 (profan 1883/1884) fand neben Rt Gundomar der Federfuchser die Herrlichkeit Hax der Capitälerne auf dem Thron. Das Reych begann sich mehr und mehr zu festigen und diese Jahrung brachte auch die Sanctionierung des Reyches.
In der Löwenburg verblieb das nun durch die Allmutter Praga anerkannte Reych Oenipontana zwei Jahre lang. Die Bezeichnung der schlaraffischen Burgen wurde damals ausnahmslos nach den Namen der Gastlokale gewählt, die in Innsbrucks Altstadt meist der Tiermythologie (Löwe, Bär, Hirsch, Rössl, Adler) entnommen sind. Eine markante Ausnahme von dieser Regel war der „Burgriese“, der auf einen Riesenskelettfund eines Leibtrabanten von Herzog Sigmund dem Münzreichen im Dom zu St. Jakob zurückgeht, der 7 ½ Fuß (2,20 m) gemessen haben soll, eine für damalige Verhältnisse enorme Größe.
Bereits a.U.25 (1884) folgte für die nächsten zwei Jahre die „Riesenburg“ (Gasthaus Burgriese) in der Hofgasse, deren Name auf die nahegelegene Residenz der Landesfürsten, die Hofburg, hinweist. Hier sippte man bis einschließlich a.U.27 (profan1886). Die Jahrung a.U.26/27 (profan 1885/86) brachte Veränderungen für das Reych. Rt Hax der Capitälerne, Rt Ignatio vom Musenstall und Rt Anderl von Rinn waren die Herrlichkeiten Oenipontanas, Rt Schwäbele der Geschwollene der Kantzler.
2 Jahre residierte Oenipontana in der „Riesenburg“, kehrte dann aber wieder in die „Bärenburg“ (Hotel Grauer Bär) für eine Winterung a.U. 28/29 (profan 1886/1887) zurück, um daraufhin wiederum eine Winterung a.U.29/30 (profan 1887/1888) in der „Riesenburg“ zu sippen.
Nach 6 Jahren in der “Verandaburg” des Rt Veranda (mit einjähriger Unterbrechung in der “Stadtburg”) erfolgte ein weiterer Umzug.
In der Folge war es schwierig, eine Bleibe für das Reych Oenipontana zu finden.
Nach vergeblicher Suche fand sich durch Rt Veranda di Zicchorie ein Ausweg.
Rt Veranda stellte seine Heimburg in der Museumstraße 22 (benannt nach dem dort gelegenen Museum-Ferdinandeum) als Uhunest, die „Verandaburg“ zur Verfügung.
Dort wurde zunächst in der Winterung a.U. 31/32 (profan 1890/1891) gesippt.
Nachdem in der Folge eine Renovierung dieses Hauses notwendig wurde, benannte man diese Burg fortan die „Neue Verandaburg“.
In den nächsten Jahrungen bis a.U.37 (profan 1896) diente diese Burg als Uhunest.
Im Jahr der Renovierung der bislang bewohnten „Verandaburg“ a.U.32/33 (profan1891/1892) musste Oenipontana eine Jahrung lang in die „Stadtburg“, benannt nach der dort befindlichen Lokalität, den Stadtsälen neben dem Landestheater, ausweichen.
Stadtsäle („Stadtburg“) a.U.32/33 (1891/1892)
Die Stadtsäle waren damals wie heute ein Veranstaltungszentrum. Leider musste der klassizistische Bau nach schweren Kriegsschäden einem modernen, schmucklosen Gebäude weichen, heute steht auf diesem Platz das neue „Haus der Musik“.
Haus der Musik